Post-Trail/27.8.2018: Traunstein-Umrundung

Für den letzten Tag in Gmunden – einem wunderschönen, stabilen Herbsttag – haben wir aus der Traunstein-Besteigung eine Traunstein-Umrundung gemacht. So ganz ohne Helm (es gibt angeblich immer wieder die Gefahr von Steinschlag durch loses Gestein, das von anderen Klettersteigbegehern runtergetreten wird) wollten wir dann doch nicht den Klettersteig rauf und runter. Außerdem waren wir doch schon ein wenig müde von den letzten Wochen – immerhin haben wir in 26 Wandertagen nur einen Rasttag gehabt – und wollten es daher gemütlich angehen… jaja, gemütlich. Unsere Art von “gemütlich” zumindest. 😉

Mit dem Wandertaxi – einer praktischen Einrichtung für Wanderer, die ohne eigenes Auto unterwegs sind – ging es vom Gmundner Klosterplatz zum Parkplatz am Fuße des Traunsteins.

Obwohl es erst kurz vor 8 Uhr morgens war, war der Parkplatz schon voller, als man es für einen Donnerstag Ende September erwartet hätte. Wenn man an einem Wochenende dort unterwegs ist, wird einem geraten, bloß nicht mit dem Auto hinzufahren – da ist quasi frühmorgens schon alles voll. Aber wozu auch mit dem eigenen Auto? Das Wandertaxi ist wirklich eine praktische Alternative: man ruft ca. 1 Stunde vorher an und zahlt 4 EUR/Person für diese Strecke. Also, wirklich empfehlenswert!

Es war noch ziemlich frisch um diese Uhrzeit, und der erste Teil des Weges ging nur relativ leicht bergauf im Schatten am Bergrand entlang und gleich einmal durch zwei Tunnels hindurch.

Danach kam gleich mal die Abzweigung zum Naturfreunde-Steig auf den Traunstein. Noch ein paar Minuten haben wir hin- und hergerissen zwischen der Sehnsucht, da raufzuklettern, und der Vernunft, mit besserer Ausrüstung ein anderes Mal raufzukraxeln, auf den Einstieg und die ersten Kletterpassagen geschaut, bevor wir dann doch der Vernunft gefolgt sind. Es ging weiter in Richtung Kleiner Schönberg – unsere Alternativtour für heute.

Nach einer kurzen Strecke auf der Forststraße kam gleich mal die Abzweigung zum Waldweg Richtung Kleiner Schönberg. Und was das für ein Waldweg war! Steil, wurzelig, richtig anstrengend – unsere Befürchtung, dass das heute wenig Herausforderung und mehr “Ponyhof” sein würde, hatte sich damit zum Glück ziemlich rasch erübrigt. 😉

Eine gute Stunde sind wir so ziemlich zügig raufgeschnauft, so dass die kalte Luft im Schatten der Bäume kein Thema mehr war und wir uns auch schon rasch unserer Jacken entledigt hatten.

Die eigentliche Überraschung war dann aber ein kurzes, aber spannendes seilversichertes und mit Tritten und Griffen versehenes Kletterstück zum Gipfel rüber.

Und der Gipfel selbst – ein schmaler Felsvorsprung, bei dem es an drei Seiten ziemlich steil bergab ging (da sind dann übrigens Trittsicherheit und Schwindelfreiheit keine leeren Worte!) mit der grandiosen Aussicht auf den Traunsee, auf Gmunden und den Traunstein hat uns dann tatsächlich mit dieser “gemütlichen” Alternative des heutigen Tages versöhnt. So viel Pracht, so ein schöner Morgenhimmel (immerhin waren wir schon gegen 10 Uhr am Gipfel) und diese Aussicht!!!

Zum Heulen schön!

Zurück ging es dann zuerst wieder die kurze Kletterpassage:

Dann wanderten wir aber nicht mehr den Weg bergab durch den Wald, sondern gingen mehr oder weniger am Grat entlang Richtung Moaralm. Am Ende ging es dann nochmals ein paar 100HM bergab, bevor es wieder auf einer gemütliche Forststraße zur Moaralm weiterging, wo wir dann gegen 11.30 Uhr eintrafen.

Die Moaralm liegt wirklich unglaublich idyllisch! Leicht erhöht, umgeben von Wald und Gipfeln und mit Blick auf den Traunstein! Die Gastwirte haben sich wirklich bemüht, die Hütte mit reizenden Details herzurichten, und so entdeckt man an jeder Ecke was originelles, süßes oder lustiges. Mein Favorit war dieser grasbewachsene Stuhl:

Und natürlich die Allergenauszeichnung:

Nachdem die Speisekarte sehr fleischlastig war, wurde uns sehr spontan eine vegetarische Alternative – geröstete Knödel mit warmen Krautsalat – angeboten, auf die wir uns sehr hungrig gestürzt haben. Leider war durch die Wälder dahinter und die Ende September schon ziemlich tiefstehende Sonne beinahe der ganze Sitzbereich im Freien im Schatten, und obwohl es in der Sonne angenehm warm war, haben wir im Schatten ziemlich gefroren. Mit Jacke, Armstulpen und Stirnband sind wir dagesessen – aber in die Hütte selbst setzen sich ja nur Lulus! 😛

Um uns wieder aufzuwärmen, ging es dann relativ bald wieder weiter – Richtung Laudachsee. Dazu sollte es nach einer kurzen ebenen Strecke zum Gassner Steig und darüber durch die Hohe Scharte gehen. Hm, Scharte hätte uns bei der Routenplanung zu denken geben soll. Sicher auch der Hinweis vom ÖAV am Beginn der Route: “Achtung! Nur für Geübte!”

So ging es aber zuerst mal wieder steil durch den Wald hinauf, und ich dachte mir noch, hm, geübt musste man da aber nur in Ausdauer und Kondition sein.

Tja, oben auf der Hohen Scharte angelangt, sahen wir den Grund fürs Geübtsein: Es ging auf der anderen Seite seilversichert eine ordentliche Kletterpassage bergab!

Da musste man sich schon zeitweise ordentlich am Stahlseil mit beiden Händen festhalten, um einige Kletterpassagen zu meistern. Nein, die Angst, dass die Tour heute zu langweilig werden würden, war rasch vorbei! Es war ein unglaublich genialer Weg zum Laudachsee runter – wer ein paar coole Kletterpassagen nicht verabscheut, sollte unbedingt diesen Gassner Steig gehen! Und außerdem hat man von hier oben so eine tolle Sicht auf den Laudachsee:

Nach ca. 30 Minuten war die Kletterei dann auch vorbei, und wir sahen noch einen letzten Hinweis auf den Gassner Steig:

Danach ging es einen gemütlicheren Waldweg zum Laudachsee:

Für einen Donnerstag war die Gegend schon extrem gut besucht – viele Leute mit kleinen Kindern und viele Pensionisten drehten hier oben zu Fuß oder per Rad ihre Runden! Naja, die Seilbahn war nur eine knappe Stunde vom See entfernt, und es war einfach wunderschön!

Wir fanden eine leere Bank halb im Schatten, halb in der Sonne und haben es uns gemütlich gemacht. Wir hatten ja keinen Stress! Die Sonne war so angenehm, und man hätte beinahe einschlafen können. Felix ist sogar zwischendurch mal weggepennt, und ich hätte am liebsten gelacht, als ich zwei vorbeigehende Pensionisten reden hörte. “Schau, do liegt jo ana!” – “Jo, a müda Wanderer!” Tja, wenn die wüssten, wie recht sie hatte! Wer 460km in 26 Tagen gewandert ist, darf auch mal auf einer Bank an einem See rumliegen! 😉

Auch wenn wir hier am liebsten noch länger in der Sonne rumgelegen wären, haben wir uns dann doch aufgerafft und sind weiter zum Grünberg gewandert. Dort haben wir beim Bergrestaurant noch kurz was getrunken und gemeinsam einen Zwetschkenkuchen gefuttert, bevor wir den Abstieg Richtung Gmunden begonnen haben.

Wieder ging es den wunderschönen Waldweg bergab, und als die Sonne schon langsam am Untergehen war, haben wir uns noch eine kleine Pause in einer gemütlichen Schaukelbank am Traunsee in Gmunden gegönnt:

Wir mussten offenbar sehr zufrieden ausgeschaut haben, denn ein vorbeigehendes älteres Ehepaar hat gemeint: “Gö, do ist guat rostn!” Können wir nur bestätigen!

Das Wetter hätte heute besser nicht sein können, von früh bis spät von der Sonne begleitet, prächtige Herbstfarben, und eine wirklich wunderschöne Runde um den Traunstein waren der perfekte Abschluss für einen unglaublich vielfältigen Trail, der mich von Seen und Bergen, aber viel mehr noch von Wäldern so begeistert hat, dass ich mich gefragt habe, wieso ich noch nie hier gewesen bin!

Das Salzkammergut ist so reichhaltig in Landschaft und Natur, an dichten Wäldern und klaren Seen, an kargen Bergen und steinigen Gipfeln, so geprägt von so viel Schönheit, dass man ihm sogar die hartnäckigen Regentage verzeihen muss.

Und eines wissen wir gewiss: Wir kommen wieder! Es gibt noch genug, das wir noch nicht kennen, aber ebenso vieles, zu dem wir gerne wieder zurückkehren würden.

Und so kann man analog zu dem bekannten Lied einfach nur sagen: I left my heart im Salzkammergut…

 

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