Etappe 22: die Etappe, die keine war

Als um 6.15 Uhr der Wecker läutete und wir beständiges Rauschen hörten, wurden unsere schlimmsten Befürchtungen bestätigt. Es regnete – und nicht zu wenig…

Ein Blick aus dem Fenster bestätigte das. Es war noch ziemlich finster, aber trotzdem war schon klar, dass die Sicht nicht die beste war. Die Etappe ins Tote Gebirge stand unter keinem guten Stern. Doch wir gaben die Hoffnung nicht auf und gingen erstmal frühstücken. Die Gastwirtin war auch etwas skeptisch, ob wir bei dem Wetter in die Berge sollten. Laut Wettervorhersage sollte der Regen aufhören und die Sonne durchkommen. Ein Blick aufs Wetter und die Prognosen versetzte uns den nächsten Dämpfer. Der Regen wurde für die nächsten Stunden stärker prognostiziert und sollte bis zum frühen Nachmittag anhalten. Ein Anruf beim Appel-Haus, einem Zwischenstopp auf der Strecke, bestätigte, dass es dort oben ebenfalls ordentlich schüttete.

Mittlerweile wäre theoretisch schon die Sonne aufgegangen, aber der Nebel hing bis tief ins Tal. Keine Berge, nicht mal die Gößlerwand, waren zu erkennen.

Kurz nach 8 Uhr haben wir dann schließlich entschieden, die Etappe nicht zu gehen. Es schien uns einfach zu riskant. Keine Ahnung, ob das letztendlich die richtige Entscheidung war – sicher war aber, dass wir mehrere Stunden im Regen bei unzureichender Sicht gegangen wären und der Boden feucht und damit rutschig wäre.

So gingen wir also ziemlich frustriert zur Bushaltestelle, um zum Bahnhof in Bad Aussee zu kommen. Das war übrigens ein Blick aufs Wetter:

Obwohl wir etwas skeptisch waren, ob am Sonntag Morgen in dieser Gegend überhaupt ein Bus kommen würde, fuhr der Postbus fast pünktlich ein. Menschenleer. Außer uns stieg nur einer noch zu.

Die Fahrt zum Bahnhof war wohl der Tiefpunkt des Trails. Wir hatten uns auf diese Etappe nicht nur gefreut, sondern auch vorbereitet, und dass nix daraus wurde, war sehr frustrierend. 😢 Und sauteuer war’s noch dazu!

Mit dem Zug ging es dann in mieser Stimmung weiter bis nach Ebensee. Zwischendurch sah es in Bad Aussee so aus, als würde die Sonne die Oberhand gewinnen, aber dann wurde es gleich wieder nebelig. In Ebensee hatten wir nur ein paar Minuten bis zu unserer Pension, wo wir den Rucksack abgaben und mit dem verkleinerten Rucksack (Deckel) in Richtung Feuerkogel-Seilbahn marschierten. Wir wollten damit rauffahren und oben eine Runde über den Höllkogel machen.

Doch der Wettergott meinte es heute einfach nicht gut mit uns. Der Typ am Schalter erklärte uns, dass es oben Windspitzen von 120km/h gäbe – er schien uns partout kein Ticket verkaufen zu wollen.

Mittlerweile waren wir aber schon richtig angepisst. Also haben wir auf die Seilbahn gesch* und beschlossen, zu Fuß raufzugehen. 120 km/h, lächerlich!

Felix hatte von der Alpenverein-App einen Track runtergeladen, der uns auf einem Steig raufbringen sollte. Lustig. Der Steig war nämlich eine Mountainbike-Downhill-Strecke. Als wir erkannten, dass die GPS-Daten oder die Angaben offenbar ein Blödsinn waren, waren wir schon zu weit oben, um umzudrehen. Mit dem unguten Gefühl, dass uns gleich ein MTB um die Ohren fliegen würde, stapften wir die wohl steilste Strecke hinauf. Als es dann wieder zu regnen begann, machten wir uns wegen der MTB weniger Sorgen. Keiner außer uns war so deppat, diesen Weg bei dem Wetter und gehen/fahren. Es war nicht nur steil, sondern auch unwegsam. Rutschig durch die Nässe, abwechselnd steinig oder wurzelig.

Hier ein Eindruck dessen:

2km schnauften und fluchten wir uns 500HM rauf, bevor wir endlich wieder auf den regulären Wanderweg trafen.

Zumindest aber die Aussicht war gut:

Nachdem der Regen aber nicht und nicht aufhören wollte, sind wir dann bei ca 1200HM wieder umgedreht und einen schönen Wanderweg durch den Wald nach Ebensee marschiert. Schönerer Weg und ebenso gute Aussicht:

Über den Kalvarienberg ging es dann wieder ganz zurück nach Trauneck, einem Teil von Ebensee.

Die letzten Meter ging es 300 Stufen zur Kalvarienbergkirche und nach Ebensee hinein.

Und siehe da, jetzt kam die Sonne auf einmal raus. Jetzt! 😠😠😠 Also sind wir noch ein wenig an der Seepromenade und an der Traun entlang spaziert.

Und dabei kam mir immer wieder die Aussage einer Wandererkollegin aus Ungarn in den Sinn: “The worst day on trail is better than the best day at the office.” Passend dazu fand ich dieses Beweisfoto:

Der wunderschöne Traunsee mit dem Wächter des Salzkammerguts, dem Traunstein, im Hintergrund.

Abends waren wir dann Frustessen beim lokalen Asiaten. All you can eat vom Buffet inkl Teriyaki. Und ein richtiges Dessertbuffet mit verschiedenen Kuchen und Eis gab es auch. Bring on the food!

Statistik eines ziemlich vermurksten Tages:

  • 13km
  • 760HM rauf
  • 760HM runter
  • Reine Gehzeit: 3h 10min
  • Kalorien: +5000 (jeder 😜)

 

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